AKTUELLER HINWEIS

DER LESUNGSFONDS RUHT AB 1.11.2020, DAS BUDGET IST AUSGESCHÖPFT, EINE ANTRAGSTELLUNG WIRD NICHT MEHR BEARBEITET.

„Ein kleines Stückchen Normalität“

Der Förderverein Buch zieht positive Bilanz für den LESUNGSFONDS

Seit Anfang Juli konnten Buchhandlungen beim Förderverein Buch Anträge auf finanzielle Unterstützung für Lesungshonorare stellen. Möglich machte das die großzügige Spende der Bonnier Verlage über 250.000 Euro für den LESUNGSFONDS. 260 Buchhandlungen mit 415 Lesungen wurden gefördert.
Das Budget des LESUNGSFONDS ist nun ausgeschöpft.


Hamburg, 01. November 2020
Buchhändlerin Ingeborg-Kemme-Reger aus Osterhofen freute sich während ihrer ersten Lesung in Pandemie-Zeiten über „ein kleines Stückchen Normalität.“ Die Veranstaltung mit den Autorinnen Angelika Schwarzhuber und Nicole Walter war mit 29 Besuchern/Besucherinnen ausverkauft, denn Abstand und Hygienemaßnahmen mussten natürlich eingehalten werden.
Hygienekonforme Lesungen vor wenig Publikum, die nicht kostendeckend sind: Da müssen sich Buchhändler/innen zweimal überlegen, ob sie diese überhaupt realisieren können. Genau an dieser Stelle gab der LESUNGSFONDS der Branche Hilfestellung, erläutert Gino Leineweber, Autor, Übersetzer und Vorsitzender des Fördervereins Buch: „Mit dem Lesungsfonds konnten wir ermöglichen, dass auch mit wenigen Gästen literarische Begegnungen wieder stattfinden. Es war unser Anliegen, dass die Fördergelder vor allem jene Kollegen und Kolleginnen erreichen sollten, die unter dem Ausfall ihrer Auftritte wirtschaftlich stark gelitten haben. Gleichzeitig sollte die gesamte Buchbranche und das Publikum von der Wiederaufnahme profitieren, um sich wieder an gelebter Kultur erfreuen zu können.“

Der LESUNGSFONDS wurde durch den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des Förderverein Buch e.V. mit Honoraren für Einzel-Auftretende von 500 Euro, respektive 800 Euro bei Zweipersonenlesungen, konzipiert und realisiert. Buchhandlungen konnten bis zu dreimal, Eingeladene bis zu viermal gefördert werden. Und das Konzept ging auf:

Insgesamt 379 Lesende (Autoren/innen, Übersetzer/innen, Illustrator/innen und Sprecher/innen) wurden mithilfe der finanziellen Rückendeckung des LESUNGSFONDS gefördert, und die dabei selbstgesetzten Ziele des Förderverein Buch e.V. (paritätische Verteilung und Inklusion aller Genres und Gattungen zu berücksichtigen) erreicht. Die Bandbreite der Veranstaltungen war sowohl geographisch als auch vom Genre und von der Gattung her beeindruckend:

Von Juist bis München, von Münster bis Dresden wurden literarische Veranstaltungen realisiert. Oft in Kooperation mit Kinos oder Bibliotheken, mal im Park oder im Schlosshof, auf Restaurantterrassen oder als Literaturspaziergang, um größtmögliche gesundheitliche Sicherheit mit Unterhaltungswert sinnvoll zu kombinieren. An der Spitze der aktiven Bundesländer lagen Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die beliebtesten Genres waren der Roman, die Spannungsliteratur, das Sachbuch und das Kinderbuch. Präsentiert wurden mithilfe des LESUNGSFONDS aber auch Graphic Novels, wie etwa von Melanie Garanin oder Lisa Frühbeis, sowie mit Martina Burandt, Alisha Gamisch oder Mathias Jeschke Lyriklesungen. Stefanie Gregg, Pierre Jarawan, Sandra Lüpkes, Zsusa Bank, Linus Giese, Mario Giordano, Markus Orths um nur einige zu nennen, stellten ihre Werke vor. Der LESUNGSFONDS unterstützte Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche unter anderem mit Sabine Bohlman, Rüdiger Bertram, Stefanie Gerstenberger und Cally Stronk. Für spannungsgeladene Abende sorgten neben vielen weiteren Alex Beer, Horst Eckert, Anja Goerz, Volker Backert oder Gisa Pauly.
Premierenlesungen, die im Frühjahr abgesagt worden waren, konnten endlich nachgeholt werden: So lasen zum Beispiel Volker Keidel, Sabine Martin & Martin Conrath, Cornelia Härtl, Sybille Sperling & Jana Henning zum ersten Mal aus ihren Werken vor Publikum.
Ende September war anlässlich des Internationalen Tags des Übersetzens die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin Claudia Steinitz im Schloss Schönhausen zu Gast. Illustratorin Ulrike Jänichen präsentierte zusammen mit Autorin Yaroslava Black in Halle an der Saale das Bilderbuch „Zug der Fische“. Schauspieler Roland Jankowsky begeisterte das Publikum in Homberg (Ohm).
Autorin Katrin Deibert zeigt sich hocherfreut über die Einrichtung des LESUNGSFONDS und ihre dadurch realisierte Lesung: „Der Förderverein Buch hat es möglich gemacht.“ Auch der rheinländische Autor Carsten Sebastian Henn ist begeistert über den Fördertopf: „Der Lesungsfonds ist ein extrem wichtiges Signal für die Veranstalter in Deutschland. Ein ebenso hilfreiches wie sinnvolles Projekt, um der Lesungsszene wieder auf die Beine zu helfen.“

Die antragsstellenden Buchhandlungen zeigten sich hochmotiviert und kreativ, was Veranstaltungsorte und -formate anbelangte: So fanden Krimipicknicke in Roth statt, Mitmach-Lesungen für Kinder in Berlin oder literarische Spaziergänge in Hamburg. Die finanzielle Unterstützung beflügelte viele Buchhändlerinnen und Buchhändler, auch in diesen schwierigen Zeiten Lesungen möglich zu machen: „Der Förderverein Buch leistet mit dem Lesungsfonds einen großartigen Beitrag zur Rettung der Literaturveranstaltungslandschaft!“, resümierte Buchhändlerin Heike Strecker aus Mülhausen. Carola Kühn von Thalia in Schwerin bedankte sich mit den Worten: „Sie sehen in mir eine strahlende Buchhändlerin, die sich umso mehr auf die Veranstaltung freut.“ Buchhändler Philipp Seehausen aus Bonn ist überzeugt: „Eine der besten Maßnahmen, die es gegeben hat.“
Die Freude wurde sichtbar geteilt: Auf Facebook und Instagram luden Buchhändler/innen und Autor/innen begeistert Veranstaltungshinweise, Bilder und Videos von Lesungen hoch. Endlich wieder Veranstaltungen vor Publikum realisieren zu können, war Balsam für die Pandemie-verwundete Seele.
Nina George, Schriftstellerin und Vorstandsmitglied des Fördervereins Buch: „Unsere Kollegen und Kolleginnen, die den wesentlichen Teil ihres Einkommens aus Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträgen, Moderationen oder Seminarreihen erzielen, sind auf die Ermöglichung angewiesen – analog und vermehrt digital. Sie haben, als Freiberufliche und Selbständige, in 2020 weder Entschädigungen noch adäquate Bundeshilfen erhalten, und werden in 2021 unter den Folgen von verkleinerten Verlags-Programmen, niedrigeren VG Wort-Erlösen und sinkenden Vorschüssen leiden. Um diese essentiellen Quellen der Literatur, der freiheitlich-demokratischen Debattenkultur, des Wissens und auch der Buchwirtschaft zu erhalten, regen wir ausdrücklich die Einrichtung eines ständigen Bundesbudgets für einen nationalen Lesungsfonds für analoge und digitale Buchformate an. Hier sind auch die Länder gefragt, sich über die föderalen Strukturen hinaus gemeinsam für eine nachhaltige Lösung einzusetzen.“

Der LESUNGSFONDS ruht ab 1. November, das Budget ist ausgeschöpft, wobei wir glücklich darüber sind, dass wir unsere Verwaltungskosten auf weniger als vier Prozent der Fördersumme beschränken konnten, was nur möglich war, weil alle Mitglieder des Fördervereins Buch ehrenamtlich tätig sind. Wir danken ausdrücklich den Bonnier Verlagen für ihre noble, nachhaltige und historisch einzigartige Geste der Solidarität und Unterstützung.

Rückfragen richten Sie bitte an:

Gino Leineweber, Vorsitzender
+49(0)175 410 100 4
vorstand@foerderverein-buch.de

Christiane Antons, Koordinatorin
Instagram: foerdervereinbuch
lesungsfonds@foerderverein-buch.de

Der Förderverein Buch e.V.: Der Förderverein Buch – Förderverein für gedruckte Literatur e. V. trägt als gemeinnütziger Verein zur Gestaltung des literarischen Lebens in Deutschland bei. Er fördert gedruckte Bücher als Kulturgut zu erhalten und sicherzustellen, dass sie auf allen möglichen Vertriebswegen zur Verfügung gestellt werden können. Das gilt insbesondere für Bücher deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie Übersetzerinnen und Übersetzer, und fördert damit die deutschsprachige Literatur. Der Verein arbeitet bei Projekten, die der literarischen Vielfalt dienen, mit dem Netzwerk Autorenrechte zusammen, um die Buchschaffenden zu unterstützen. www.foerderverein-buch.de

Die Bonnier Verlage: Zu den deutschen Bonnier Verlagen gehören arsEdition, Carlsen, Hörbuch Hamburg, Münchner Verlagsgruppe, Piper, Thienemann-Esslinger und Ullstein. www.bonnier.de

Das Netzwerk Autorenrechte: Das in 2016 in Berlin von neun Verbänden gegründete Netzwerk Autorenrechte vereint zurzeit 14 Interessensvertretungen, Vereine und Verbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die rund 15.500 Schriftstellerinnen, Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzer repräsentieren, und deren ehrenamtliche Vorstände sich regelmäßig zu aktuellen Themen rund um den Buchbetrieb austauschen, beraten und auch gemeinsame Aktionen oder Messe-Auftritte organisieren.

 

 

LESUNGSFONDS | AUSSCHREIBUNG

Der Lesungsfonds: Einer für Alle

Dank der Spende der Bonnier Verlage befindet sich der Förderverein Buch e.V. ab sofort in der Lage, den Buchhandel, und vor allem Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzern sowie etwaig an den Lesungen beteiligten Illustratorinnen und Schauspielern bei der Durchführung von Lesungen zu unterstützen.
Die Höhe der Förderungen für Honorare beträgt bei Einzellesungen EUR 500 und EUR 400 pro Auftretenden im Rahmen von Zweipersonenlesungen.

Der hierzu neu aufgelegte Lesungsfonds des Förderverein Buch e.V. erlaubt uns, in den kommenden Monaten und im Rahmen des derzeitigen Spendenaufkommens bis zu 500 Veranstaltungen zu fördern. Auf diese Weise will der Förderverein Buch e.V. dazu beitragen, die Lesung als Erlebnisort und Ort der Begegnung von Autoren, Autorinnen und Leserinnen und Lesern wiederzubeleben, nachdem die bestehenden Kontaktbeschränkungen die Durchführung einer kostendeckenden Veranstaltung gegenwärtig kaum möglich machen.

Damit kommt der Lesungsfonds sowohl den Autorinnen und Autoren, Übersetzerinnen und Übersetzern, Illustratorinnen und Illustratoren sowie Schauspielerinnen und Schauspielern, als auch dem lokalen Buchhandel, den Verlagen, deren Bücher vorgestellt werden, und nicht zuletzt den buchbegeisterten Lesern und Leserinnen zugute, die den Austausch mit Autoren und Schriftstellerinnen in persona vermissen.

Der mit der Spende der Bonnier Verlage gelegte Grundstock zum Lesungsfonds resultiert aus dem Wunsch dieser Verlage, die Gelder aus der zeitlich befristeten Herabsenkung des Mehrwertsteuersatzes an Autorinnen und Übersetzer sowie Illustratorinnen und Schauspieler weiterzugeben, die besonders unter den Ausfällen ihrer Veranstaltungen wirtschaftlich gelitten haben.

Fördergelder werden nach Antrag möglichst unbürokratisch und zeitnah zur Verfügung gestellt. Über Prüfung und Genehmigung der Anträge entscheidet der ehrenamtliche, aus Autorinnen und Übersetzern bestehende Vereinsvorstand. Er wird beraten durch die ehrenamtliche Arbeitsgruppe „Lesungsfonds“, die sich aus Mitgliedern des Vereins, Autoren und Autorinnen sowie Übersetzern und Übersetzerinnen und anderen ehrenamtlichen Aktiven aus der Branche zusammensetzt.

Uns ist wichtig, dass Förderungen aus dem Lesungsfonds unsere Kolleginnen und Kollegen zügig und unkompliziert erreichen und ihnen sowie dem Buchhandel rasch für die sichere Planung zur Verfügung stehen.

Bitte lesen Sie vor Antragstellung die Förderbedingungen sowie die Hinweise des Förderverein Buch e.V. zu den Kriterien und Abläufen.

Wir freuen uns auf Ihren Förderantrag – und: Bleiben Sie gesund!

Aktualisiert am 31.10.2020